TROTZDEM e.V. macht sich auf den Weg digitaler zu werden

Fördermittel zum Programm: Zugänge erhalten – Digitalisierung stärken der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gut ein- und umgesetzt.

Zur Ausgangslage: Die Coronakrise hat uns als Träger vor kleine und große Herausforderungen gestellt. Die Umstellung auf mobiles Arbeiten war an vielen Stellen ohne große Hürden zum Glück möglich.

Die Ausstattung der Geschäftsführung, der pädagogischen Leitung, der VerwaltungsmitarbeiterInnen und KoordinatorInnen (die alle Hilfebereiche übergeordnet koordinieren) gab her, dass mobiles Arbeiten über Laptops, W-LAN, VPN sofort umsetzbar war. Lediglich ein Programm für Videokonferenzen musste angeschafft, geübt und dauerhaft finanziert werden.

Abgesehen von einer einheitlichen Ausstattung, der Verbesserung einer guten, verlässlichen technischen Infrastruktur und der Möglichkeit genügend Hardware zu haben, um alle KollegInnen, Familien, Kinder und Jugendlichen innerhalb der Trägerstruktur gut versorgen zu können setzte das gemeinsame Projektziel „Gemeinsam wirksam werden – wirksam bleiben – für eine digital zukunftsfähige Kinder-, Jugend- und Familienhilfe“ unglaublich kreative Energie und Motivation frei. So haben die pädagogischen Fachkräfte z.B. eigene, für die PädagogInnen verständliche Anleitungen aus dem IT-Bereich umgesetzt und kreativ und humorvoll visualisiert (z.B. Wie benutze ich einen Beamer?) oder einen Beitrag für den Newsletter geschrieben, um zu erzählen, wie sie ihre große Fortbildung erlebt haben.

Wir können feststellen das sich in dieser Zeit und dank der Fördermittel einiges an digitalen Möglichkeiten für uns verbessert hat. Unter anderem:

  • Prozesse haben sich beschleunigt
  • Protokolle können und werden aktuell direkt im Termin geschrieben und versendet
  • Termine, die nicht face-to-face stattfinden können, werden auch spontan, digital geführt
  • Es werden in Terminen Padlets erstellt oder Umfragen gemacht
  • Brainstormings finden digital statt
  • Jugendämter von auswärts können online zu diversen Terminen zugeschaltet werden

Wir werden immer sicherer im Einsatz von Hybridveranstaltungen. Unser Repertoire von digitalen Tools hat sich rasant erweitert und es ist eine Kultur entstanden, des Ausprobierens, Verwerfens, gemeinsamen Lernens und des Teilens von Best-Off-Praktiken. Teilweise gelingt dieses Teilen von Best-Off-Praktiken auch bereits über den Rand von Trotzdem e.V. hinaus. Die KollegInnen erproben sich weiterhin in Workshops, die digital stattfinden und lassen damit Menschen um Trotzdem e.V. herum an der Entwicklung teilhaben.

Unsere gesetzten Ziele hinsichtlich Nachhaltigkeit, Chancengleichheit und Barrierefreiheit konnten wir erreichen und verfolgen sie weiter. Die motivierte Zusammenarbeit innerhalb des Projektteams hat sich etabliert und setzt sich bereits fort. Hier ist ein Gremium aus den verschiedenen Arbeitsbereichen entstanden, welches unkompliziert und schnell zusammenfindet, Themen bearbeitet und Lösungen findet. So ist es bislang immer gelungen für jeden Bedarf das passende Angebot aus unseren Möglichkeiten zu kreieren. Die Nutzung der Geräte findet somit, auf unterschiedliche Weise statt. Manche Geräte sind auf längere Dauer ausgeliehen, manche werden von MitarbeiterInnen und KlientInnen gemeinsam genutzt. Manche liegen bereit, um bei akuten Bedarfen schnell eingesetzt werden zu können etc. Die MitarbeiterInnen sind in der Lage konkrete Hilfestellungen zur Nutzung zu geben, sie sind in der Lage, z.B. bei Erkrankungen von Familien sofort auf Online-Arbeit umzustellen.

Insbesondere die Herausgabe von Geräten an die Jugendlichen in den Wohngruppen leistet einen besonderen Beitrag zur Chancengleichheit unserer KlientInnen in dieser Gesellschaft. Es mag nur ein kleiner Beitrag dazu sein, aber die Jugendlichen erleben, dass sie es wert sind gut ausgestattet zu sein und bei Anforderungen von Homeschooling, oder auch im Freizeitbereich, einmal nicht benachteiligt zu sein, sondern im Gegenteil, einmal „vorne“ dabei zu sein. Der hohe Aufwand der z.B. beim Videoprojekt betrieben wurde hat zudem ihre Selbstwirksamkeit, ihr technisches Verständnis, ihre Fähigkeit zu Selbstpräsentation zum Vorschein gebracht. Dies sind Erfahrungen, die die Jugendlichen mit sich tragen und die – da sind wir sicher – eine nachhaltige Wirkung entfalten werden.

Neben der inhaltlichen Ausgestaltung und dem Umsetzen der gesetzten Ziele konnten wir in dem Projektteam zudem eine „gemeinsame“ Sprache entwickeln. Was sagt die Pädagogik, der Datenschutz und die IT zu diversen Wünschen, Anregungen und Stolpersteinen? Hier war ein „Aufeinanderzugehen“ unglaublich wichtig. Das Verständnis zu den Anliegen der anderen Bereiche ist in dieser Zeit sehr stark gewachsen. Schnittstellenarbeit ist flüssiger geworden und Stolpersteine und Irritationen lassen sich leichter aus dem Weg räumen. Nicht selten haben wir über diverse Begriffe, Umgangsmöglichkeiten und ihre Grenzen auch herzlich gelacht. Pädagogik und IT haben doch zeitweise, eine sehr unterschiedliche Sprache. Die gemeinsame Weiterbildung hat ebenfalls dazu beigetragen ein besseres Verständnis füreinander zu entwickeln.

Die Erfahrung der Gründung eines Teams mit KollegInnen aus den verschiedenen Ebenen und Arbeitsbereichen war eine effektive Möglichkeit, dass Projekt voranzubringen und in allen Bereichen präsent zu machen. Diese Erfahrung lässt sich aus unserer Sicht auf diverse Themen und auch andere Organisationen übertragen. Wenn in einem Unternehmen eine schnelle Veränderung erreicht werden soll, und eine Entwicklung, die sich über alle Bereiche und Ebenen erstreckt, ist dies ein erfolgversprechender Weg. Wir haben intern bereits zu zwei neuen Themen Arbeitskreise gegründet und diese in gleicher Weise besetzt.

Die Erhöhung der digitalen und medienpädagogischen Kompetenzen aller am Projekt Beteiligten ist gelungen. Ebenso haben wir zum Ende des Projektes ein fertiges Medienkonzept entwickeln können, nach dem wir nun bestmögliche, medienpädagogische Arbeit leisten können. Dies war krisenunabhängig, ein wichtiges Ziel für uns. Bei allen KollegInnen hat sich eine enorme Haltungsänderung vollzogen, Widerstände konnten in den letzten Monaten sehr gut abgebaut werden. Medienpädagogik wird jetzt nicht mehr im Zusammenhang mit der Coronapandemie gesehen, sondern als weiterer Bereich unserer Arbeit betrachtet.

Die gewonnene Mobilität und Flexibilität durch die Verbesserung von Hardware und Netzwerk- und W-Lan-Struktur zeigt sich deutlich in der Arbeitszufriedenheit der MitarbeiterInnen. Somit konnten auch KollegInnen, die „gesund“ in Quarantäne waren, oder selbst mit den eigenen Kindern im Homeschooling oder in der Kinderbetreuung zu Hause gebraucht wurden, dennoch im machbaren Rahmen ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen. Wir haben durch die digitale Umstellung wenig personelle Ausfälle in Zeiten von Corona und auch darüber hinaus gehabt.

Die KollegInnen erfuhren durch die Bewilligung durch die Stiftung Wohlfahrtspflege eine echte Wertschätzung ihrer Arbeit und erlebten die Fördermittel als eine zukunftsfähige Starthilfe für die Weiterentwicklung ihres jeweiligen Arbeitsfeldes. An dieser Stelle sei auch zu erwähnen, dass durch die Veranstaltungen der Stiftung, die sich über den Projektzeitraum verteilten, dass Gefühl entstand, Teil eines großen Ganzen zu sein, was sich positiv auf die Projektmotivation auswirkte.

Wir haben sehr viel von dem geschafft, was wir uns vorgenommen haben. An einigen Stellen haben wir weit mehr erreicht und an einige Stellen sind wir noch lange nicht fertig.

Wir verstehen die Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Medien in den Hilfen der Erziehung als fortlaufenden Prozess. Hierbei ist es uns wichtig, die Schnelllebigkeit, die Entwicklung digitaler Lebenswelten nicht aus dem Blick zu verlieren, auf Neues reflektiert zu reagieren und Bewährtes stetig zu hinterfragen. Von daher wird unser installiertes Gremium „Gemeinsam wirksam werden – wirksam bleiben – digitale zukunftsfähige Kinder-, und Jugend- und Familienhilfe“ weiter aktiv bestehen bleiben.
Wir sind sehr dankbar für die Chance, die uns eröffnet wurde. Unser Fazit: Wir haben sie genutzt und wir bleiben dran.

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